„Wie werden die Zischlaute ins Deutsche übertragen?
„Warum schreiben Deutsche immer Borschtsch? Woher kommt dieses tsch? Das sagt doch niemand so!“
„Also diese Sonderzeichen kenne ich nur im Tschechischen.“
„Schreibt man jetzt Pelmeni, Pilmeni oder Pilimeni?“
„Mein Name wird mit V geschrieben, nicht mit W.“
„Herr … hat jetzt in drei Dokumenten drei unterschiedliche Namen. Das kann so nicht sein.“
Solche oder so ähnliche Aussagen bekommt man als Übersetzer immer wieder zu hören oder zu lesen. Wie werden russische Begriffe denn nun richtig ins Deutsche übertragen? Für Urkundenübersetzer ist das oft gar keine so leichte Aufgabe. Hierfür gibt es nämlich mehrere Systeme.
Die deutschen Systeme: Transkription vs. Transliteration
Für die Umschrift Russisch-Deutsch gibt es im Prinzip zwei Umschrifttabellen: Die Transliteration nach ISO 9 und die Duden-Transkription.
Bei der Transliteration entspricht ein Buchstabe bzw. ein Zeichen (oder eine Zeichengruppe) aus der einen Schrift immer genau einem Zeichen der anderen Schrift. Sie ist also absolut eindeutig, denn ein Buchstabe oder ein Wort kann immer nur auf eine Weise transliteriert werden. Dadurch kann man Worte und Namen problemlos von einer Sprache in die andere und wieder zurück übertragen, ohne dass dabei etwas verändert oder verfälscht wird. Diese Umschrift wird vor allem in der Wissenschaft und auch bei Urkundenübersetzungen verwendet, denn hier muss die Schreibung von Bezeichnungen und Namen immer eindeutig sein. Bei Urkundenübersetzungen muss in jedem Fall angegeben sein, nach welchem System übertragen wurde.
Der Nachteil der Transliteration ist, dass hier oft Sonderzeichen verwendet werden müssen. Schließlich hat das russische Alphabet mehr Zeichen als das deutsche, und nicht jeder deutsche Buchstabe bildet gut einen russischen Laut ab. Viele deutsche Mutterspracher können mit den Sonderzeichen jedoch wenig anfangen.
Die Transkription orientiert sich an der Aussprache und auch danach, welche Schreibweise in der Zielsprache üblich ist. Sie ist also nicht eindeutig, ein Buchstabe in der Ausgangssprache kann auf mehrere Weisen übertragen werden. Eine Rückübertragung in die Ausgangssprache ist dadurch nicht so einfach möglich. Dafür ergibt sich ein normales, für Muttersprachler gewohntes Schriftbild in der Zielsprache.
Beispiele
Das Lieblingsessen vieler Russen ist Suppe aus roten Beten – борщ. Transkribiert heißt sie Borschtsch, die Bezeichnung ist auch den meisten Deutschen geläufig und die Aussprache ist entsprechend. Russen sprechen das щ übrigens einfach als weiches sch aus, ohne t…
Transliteriert wäre der Name Boršč. Aber mal ehrlich: Wen kennen Sie, der die Sonderzeichen richtig lesen kann?
Ein weiteres Besipiel sind so geläufige Namen wie Wiktor und Wladimir: Schreibt man die nun mit W oder mit V? Ganz einfach: Transkribiert ist es ein W, transliteriert ist es ein V.
Um alle Klarheiten zu beseitigen…
Natürlich gibt es noch andere Umschriftsysteme. In russischen Reisepässen benutzt man normalerweise die englische Umschrift. So wurde aus Familie Bechter, die nach Russland auswanderte, eine Familie Бехтер. Als die Nachfahren wieder nach Deutschland einwanderten, wurden ihre Namen im Reisepass als Bekhter übertragen. Woher sollte man bei den Migrationsbehörden auch wissen, dass es nach Deutschland gehen sollte… Und diesen deutschen Namen bei der Schreibung kein Deutscher richtig lesen kann. Weil es eben die englische Umschrift ist.
Daher mein Tipp an jeden, der seine Dokumente aus dem Russischen ins Deutsche übersetzen lässt: Es ist für die deutschen Behörden wichtig, dass die Umschrift des Namens in allen Dokumenten einheitlich ist, damit Ihre Identität eindeutig festgestellt werden kann. Teilen Sie Ihrem Übersetzer daher mit, wie ihr Name im Reisepass und eventuell bereits übersetzten Dokumenten übertragen wurde! Der Übersetzer kann dies dann entsprechend vermerken.