Ikonen: Viel mehr als Heiligenbildchen

Eine Ikone, wie man sie zuhause in der krasnyj ugol (schönen Ecke) aufgestellt hat

Ikonen sind aus der orthodoxen Kirche nicht wegzudenken und eines der wichtigsten russischen Kulturgüter überhaupt. Auf ihnen sind Heilige, die Jungfrau Maria mit dem Kind, die Dreifaltigkeit, Jesus Christus oder ganze Geschichten aus der Bibel als Bildergeschichten abgebildet.

Was sind Ikonen?

In den meisten Fällen bestehen Ikonen aus mit Eitemperafarben bemaltem Lindenholz. Die Figuren sind immer beschriftet (meist in Altkirchenslawisch), damit der Bezug zu dem jeweiligen Heiligen nicht verloren gehen kann. Ikonen werden in der Orthodoxie verehrt. Sie stellen eine Art Fenster oder Brücke zu dem Glaubensinhalt dar, der abgebildet ist und auf den man sich in seiner Verehrung bezieht. Die Verehrung sieht dabei so aus, dass man sich vor der Ikone bekreuzigt, verneigt und sie küsst. Oft zündet man neben ihr auch Kerzen an.

Neben den großen, historischen oder modernen Ikonen, die man auf den Ikonostasen in den Kirchen finden kann, gibt es auch kleine Ikonen, die jeder kaufen und mit nach hause nehmen kann. In alten russischen Häusern war eine Ecke, die sogenannte „schöne Ecke“ (krasnyj ugol), den Ikonen und damit der Verehrung der Heiligen vorbehalten. Diese Tradition pflegen gläubigen orthodoxen Christen auch heute noch. Meist wählt man die „schöne Ecke“ so, dass man während des Gebets nach Osten blickt.

Die Geschichte

Eine besonders wichtige Rolle in der Orthodoxie spielen natürlich die historischen Ikonen. Die ältesten von ihnen brachte Fürst Wladimir 1., der die Orthodoxie in der Kiewer Rus 988 einführte, aus Byzanz mit. Auch später noch importierte man Ikonen, eine der wichtigsten davon ist die Ikone der Gottesmutter von Wladimir. Sie wurde 1155 in die Stadt Wladimir gebracht, später wurde sie in der Uspenskij-Kathedrale in Moskau ausgestellt. Um sie ranken sich zahlreiche Legenden, heutzutage ist sie russisches Nationalheiligtum und man kann sie in der Museumskirche der Tretjakow-Galerie in Moskau besichtigen.

Die Ikonenmalerei in Russland selbst begann im 12. Jahrhundert in Weliki Nowgorod, auch in Jaroslawl gab es bedeutende Schulen. Vor allen Dingen jedoch sind drei Dörfer, in denen es Ikonenmalereischulen der Altgläubigen gab, wichtige Zentren der russischen Ikonenkunst: Palech, Mstjora und Cholui.

Der wichtigste Ikonenmaler Russlands war Andrej Rubljow. Er lebte von ca. 1360 bis 1430 in Moskau und prägte vor allen Dingen die Darstellung der Dreifaltigkeit auf den russischen Ikonen. Seine bekannteste Dreifaltigkeitsikone ist heute ebenfalls in der Tretjakow-Galerie ausgestellt.

Der Baikal: Einzigartiger Naturraum in Russland

Der Baikal

Der Baikal in Sibirien zählt zum UNESCO-Weltnaturerbe. Was jedoch macht ihn so besonders?

Der See

Der Baikalsee hat mehrere Rekorde inne. Er ist mit 1642 m. der tiefste und mit einem Alter von 25.000 Jahren auch der älteste Süßwassersee der Erde. Noch dazu beinhaltet er über 23.000 m³ Wasser, was ein Fünftel der Süßwasserreserven der Welt ausmacht. Auch seine Insel- und Halbinsellandschaft ist sehenswert. Wie viele Inseln und Inselchen es genau sind, ist nicht geklärt. Aber es gibt 22 größere Inseln, von denen Olchon am Westufer die größte ist.

Der Name „Baikal“ kommt aus der Burjatischen Sprache, wo der See „Bajgal Nuur“ heißt, was soviel bedeutet wie „reicher See“. Die Burjaten sind ein mongolischer Volksstamm, der ursprünglich in diesem Gebiet gesiedelt hat. Die heutige Republik Burjatien liegt im Südwesten des Sees.

Der Baikal als Reiseziel

Der Baikal ist ein lohnendes Ziel für Touristen, gerade was Umwelttourismus angeht. Die Natur am Baikal ist einmalig, so gibt es dort einige Naturparks und immer wieder Umweltschutzprojekte. Das Wasser ist glasklar und zeichnet sich durch eine sehr gute Wasserqualität aus.

Man sollte wissen, dass die riesige Wassermasse im See auch das Klima beeinflusst. Im Winter ist es dort etwa 10°C wärmer, im Sommer um 10°C kühler als im Umland. Wer angenehmes Badeklima möchte, sollte den Baikal unbedingt im Juli oder August besuchen, die dort die wärmsten Monate sind.

Schutz des Ökosystems

Man muss auch erwähnen, dass die Infrastruktur am Baikal noch immer schlecht entwickelt ist und es dort auch Umweltprobleme gibt. Zwar ist der Baikal alles andere als von Touristen überlaufen, doch das Ökosystem rund um den See ist bedroht. Der Müll, den die Touristen hinterlassen, kann wegen der mangelnden Infrastruktur nur schwer entfernt werden. Die Industrie (vor allen Dingen das Papier- und Zellulosewerk am Südufer) verschmutzt das Wasser. Auch werden an den Zuflüssen mehr und mehr Staudämme gebaut. Gemeinsam mit den geringen Niederschlägen hat dies gerade in den letzten Jahren zu einem gefährlich niedrigen Wasserstand geführt.

Es gibt allerdings auch zahlreiche Initiativen, das Ökosystem rund um den See zu schützen, denn es ist einzigartig und absolut schützenswert. Dadurch, dass der See so alt ist, haben sich dort viele Tier- und Pflanzenarten entwickelt, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt. Zu ihnen zählen zum Beispiel die einzige ausschließlich in Süßwasser lebende Robbenart, die Baikalrobbe, sowie die Fischarten Omul und Golumjanka. Wobei die Golumjanka von allen Süßwasserfischen in den größten Wassertiefen lebt. Alles in Allem leben am Baikal ungefähr 1500 solcher endemischer Tierarten.

(Foto: Bild von jacqueline macou auf Pixabay)

Slawische und westeuropäische Sprachen

Wer sich mit der Geschichte der Sprachen beschäftigt, entdeckt die Verwandtschat zwischen den slawischen  und den westeuropäischen Sprachen.

Slawische und westeuropäische Sprachen sind miteinander verwandt. Sie gehören zu den indoeuropäischen Sprachen und gehen somit nach aktuellem Stand der Wissenschaft auf einen gemeinsamen Ursprung, die urindoeuropäische Sprache, zurück. Diese wird natürlich nicht mehr gesprochen, aber aus den heute noch bestehenden indoeuropäischen Sprachen können wir sie größtenteils rekonstruieren.

Die heutigen indoeuropäischen Sprachen

Die indoeuropäischen Sprachen sind mit weitem Abstand die Sprachen, die am meisten gesprochen werden. Man schätzt, dass ca. drei Milliarden Menschen eine indoeuropäische Sprache sprechen!

Viele indoeuropäische Sprachen sind bereits wieder ausgestorben, zum Beispiel die anatolischen Sprachen, zu denen auch das Hethitisch gehörte. Auch viele der gälischen Sprachen und das Gotische sind ausgestorben.

Der Stammbaum der indoeuropäischen Sprachen ist bis heute also sehr weit verzweigt. Zu ihnen gehören zum Beispiel die romanischen Sprachen Spanisch, Italienisch, Portugiesisch und Französisch, die auf das Latein und somit die italische Sprachgruppe zurückgehen. Deutsch und Englisch gehören zum westlichen Zweig der germanischen Sprachen. Zu den germanischen Sprachen gehören auch die skandinavischen Sprachen Dänisch, Norwegisch und Isländisch.

Aus dem indoiranischen Zweig der indoeuropäischen Sprachen sind die zahlreichen indischen Sprachen und die iranischen Sprachen hervorgegangen.

Ein Zweig der indoeuropäischen Sprachen ist auch das Balto-Slawische, aus dem einerseits die baltischen Sprachen Litauisch und Lettisch hervorgegangen sind, aber auch die slawischen Sprachen.

Die slawischen Sprachen wiederum lassen sich in Ostslawisch (Russisch, Ukrainisch und Weißrussisch), Südslawisch (zum Beispiel Bulgarisch, Serbokroatisch) und Westslawisch (zum Beispiel Tschechisch, Polnisch und Sorbisch) einteilen.

Woran hört man die Verwandtschaft der slawischen zu den westeuropäischen Sprachen?

Die Sprachen haben sich nicht einfach so voneinander abgegrenzt, sondern der Lautwandel unterlag Gesetzmäßigkeiten. Aufgrund dieser Lautgesetze kann man auch die urindoeuropäischen Wortwurzeln rekonstruieren.

So gilt zum Beispiel, dass in den sawischen Sprachen die Fließlaute (Liquide) L und R umgestellt wurden (Liquidametathese), also mit dem Vokal vor ihnen den Platz tauschten. Im Russischen kam dann in der Regel die Polnoglasie, also der Volllaut hinzu, sodass vor dem Liquid wieder ein Vokal ergänzt wurde.

Ein Beispiel hierfür ist das russische Wort moloko für Milch. Im Polnischen heißt es mleko und im Tschechischen mléko, den Volllaut vor dem L gibt es nur im Russischen. In den westeuropäischen Sprachen wurde das L nicht umgestellt, sodass zuerst der Vokal und dann das L kommt wie in milk und Milch. Und im Urindoeuropäischen? Da kann man die Form *melk rekonstruieren.

Und was hat der englische guard und der deutsche Garten mit der russischen Stadt (gorod) zu tun? Genau, vermutlich gab es eine urindoeuropäische Form *gard. In den slawischen Sprachen kristallisierte sich die Bedeutung „Burg“ und auch „Stadt“ heraus, vermutlich war ursprünglich ein umfriedeter Bereich gemeint. Im Polnischen hieß Burg früher gród, im Tschechischen hrad. Heute heißt Stadt im Tschechischen grad. Im Russischen kam dann noch der Volllaut dazu, sodass gorod daraus wurde. In den westeuropäischen Sprachen wurde das R nicht umgestellt, aber die Bedeutung hat sich geändert. Unser deutscher Garten und der englische guard haben dieselbe Wurzel.

Außerdem ist auch Karl der Große in den slawischen Sprachen verewigt, nur wurde auch hier gemäß der Liquidametathese das R nach vorne verlegt. Auf Tschechisch heißt König daher král und auf Polnisch król. Auf Russisch kam der Vollaut dazu, sodass König hier korol heißt.

Warum sollte man die Sprachgeschichte lernen?

Studenten müssen in den ersten Semestern die Sprachgeschichte und auch zum Teil die Beziehungen zwischen den Sprachen kennen lernen. Zum einen natürlich, weil sie dieses Wissen eventuell brauchen, wenn sie später einmal in die Forschung gehen, zum anderen aber auch, weil man sich einen Sprache viel einfacher und viel schneller erschließen kann, wenn man die Grundprinzipien ihrer Entstehung kennt. Wenn man weiß, woher ein Wort stammt und wie es gebildet wurde, wird man es nicht mehr vergessen. Und auch in der Grammatik gibt es plötzlich keine Ausnahmen mehr, sondern alte Deklinationsmuster, die erhalten geblieben sind.

Wer mehr erfahren möchte und vielleicht gerade über ein Slawistikstudium nachdenkt, kann hier gerne weiterlesen.