Sprachunterricht Online: Grenzen und Chancen

In Corona-Zeiten ist die Technik unser Freund und Helfer: Wir können über soziale Medien kommunizieren, im Homeoffice arbeiten, die Meetings durch Videokonferenzen ersetzen sowie Fortbildungen als Webinare machen. Auch der Schulunterricht läuft in Pandemie-Zeiten zumindest teilweise digital. Aber sind Videokonferenzen wirklich ein Ersatz für Präsenzunterricht? Welche Chancen bieten sie und was können sie nicht bieten? Und worauf sollte man achten, wenn man digitalen Sprachunterricht wählt?

Sprachunterricht online
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Was kann Präsenzunterricht besser?

Im Präsenzunterricht hat der Lehrer den direkten Kontakt zu den Schülern. Das heißt er kann auch direkt korrigieren, was sie geschrieben haben und zum Beispiel Hausaufgaben einsammeln. Die Kommunikation ist etwas effizienter als bei Videotelefonie. Statt lange zu erklären, welches Arbeitsblatt als nächstes bearbeitet werden soll, kann man es einfach zeigen oder direkt austeilen. Auch kann man im Präsenzunterricht in der Regel gut mit Tafelbildern oder Flipcharts arbeiten (wobei man hierfür mit dem entsprechenden Tool oder Setting im Unterrichtsraum auch gute Lösungen für die Videotelefonie finden kann).

Außerdem kann man bei Präsenzunterricht alle Möglichkeiten der Körpersprache und nonverbalen Kommunikation nutzen, man ist eben einfach direkt beim Schüler. So kann man auch interessante Anschauungsmaterialien mitbringen und dem Schüler direkt in die Hand drücken. Bei Videotelefonie fallen diese Möglichkeiten weg. Außerdem ist man von der Technik abhängig: Die Bild- oder Tonqualität kann sich nachteilig auswirken und wenn es Störungen im Netz oder Probleme mit einem Gerät gibt, kann das schlimmstenfalls die Stunde sprengen.

Was kann Online-Unterricht besser?

Aber auch Präsenzunterricht hat Nachteile. Man hat einen Anfahrtsweg und ist von Verkehr und Parkplatzsituation abhängig. Hat man den Sprachunterricht online, kann man es sich Zuhause in seinem Sessel oder Bürostuhl bequem machen. Wenn man selbst oder der Lehrer auf Reisen ist, muss Präsenzunterricht ausfallen. Online-Stunden kann man mit einem Smartphone von überallher nehmen. Wenn man Kinder hat, braucht man bei Online-Unterricht eventuell nicht extra für Betreuung zu sorgen, sofern die Kleinen nicht allzu sehr stören. Und jetzt in Corona-Zeiten ist der Online-Unterricht eben auch einfach sicherer. Im Präsenzunterricht immer auf den richtigen Abstand achten zu müssen und Masken tragen zu müssen ist gerade bei Sprachunterricht wirklich schwierig, weil man durch die Maske das Gesagte schlechter verstehen kann und die Mundbewegungen des Lehrers nicht sieht. Und wie soll man mit Maske die Aussprache trainieren? Auch Methoden wie Gruppen- oder Partnerarbeit sind unter Corona-Bedingungen kaum möglich.

Und was ist mit Gruppenunterricht?

Präsenzunterricht in Form von Weiterbildungen oder Volkshochschulkursen ist ja fast immer Gruppenunterricht. So kann man sich die Gebühren für den Kurs auch manchmal aufteilen und es wird für alle billiger.

Wie sieht es da aber mit den Videotelefonie-Tools aus? Es gibt ja die Möglichkeit, dass man eine Konferenzschaltung mit mehreren Teilnehmern macht, wie es zur Zeit viel für Meetings und Webinare genutzt wird. Klar geht das mit dem entsprechenden Tool auch im Online-Unterricht. Man sollte die Gruppen allerdings am besten möglichst klein halten, denn sonst wird das Chaos zu groß und die Konferenzschaltung wird unübersichtlich. Webinare sind ja in der Regel so organisiert, dass vor allem ein Dozent seinen Vortrag hält und man die Möglichkeit hat, Fragen zu stellen. Effektiver Sprachunterricht sollte aber ein Dialog zwischen Lehrern und Schülern sein, und dafür sind die Gruppen in Konferenzschaltungen besser klein.

Eine Alternative ist auch, dass die Teilnehmer sich zuhause vor einem Gerät treffen und nur der Lehrer zugeschaltet wird. Hier sollte man sich ebenfalls auf kleine Gruppen von zwei oder drei Personen beschränken, und die sollten auch die Corona-Maßnamen einhalten bzw. idealerweise gemeinsam in einem Haushalt leben. Dann ist auch Partnerarbeit bzw. Gruppenarbeit möglich.

Was man bei Online-Unterricht beachten sollte:

Sprachunterricht online ist eben einfach anders als Präsenzunterricht und erfordert sowohl von Lehrern und Schülern ein anderes Arbeiten. Der Lehrer muss dem Schüler rechtzeitig die Arbeitsblätter zur Verfügung stellen oder mit einem Buch arbeiten, das der Schüler ohnehin schon besitzt. Der Schüler muss so diszipliniert sein, dass er dem Lehrer Hausaufgaben zuschickt, sie also auch einscannt oder abfotografiert, wenn sie nicht direkt am PC erledigt werden. Die Technik muss dafür auch vorhanden sein und funktionieren.

Mit den heutigen Smartphones ist es aber einfach geworden, Videokonferenzen zu machen und Aufgaben über eine scan-app einzulesen und über eine mail-app oder WhatsApp direkt an den Lehrer zu schicken. Wenn man eine gute (!) Webcam und ein gutes (!) Headset hat sind Bild- und Tonqualität am PC allerdings besser. Außerdem muss das Internet stabil laufen und man sollte über eine ausreichend schnelle Leitung verfügen. Wenn man selbst keinen Drucker hat, muss man Arbeitsblätter bei Freunden oder in einem Copyshop ausdrucken lassen.

Fazit:

Im Online-Unterricht geht nicht alles so, wie im Präsenzunterricht und eine Umstellung ist es in jedem Fall. Dafür muss man aber keine Anfahrtswege in Kauf nehmen, kann den Unterricht gemütlich von Zuhause aus oder Unterwegs genießen und die Stunden so viel flexibler handhaben als bei Präsenzunterricht.

Es lohnt sich daher gerade in Corona-Zeiten, dem Online-Unterricht eine Chance zu geben. Allgemein gilt, dass Unterricht nur effektiv ist, wenn der Lehrer gut ist und gut mit dem Schüler zusammenarbeitet sowie der Schüler gut mitarbeitet. Wenn das gegeben ist, funktioniert Online-Unterricht genauso gut wie Präsenzunterricht, aber man ist dafür sehr viel flexibler.