Kreml, die russischen Stadtfestungen

Der Pskover Kreml
Der Pskover Kreml

Das Wort Kreml hat gleich drei Bedeutungen. Meist assoziiert man es direkt mit der russischen Regierung, oft hört man Sätze wie „Der Kreml teilt diese Auffassung nicht.“ oder „Der Kreml hat entschieden,…“. Manchmal ist damit aber auch das Kremlgebäude oder vielmehr der Gebäudekomplex in Moskau gemeint.

Die Geschichte

Einem Russlandreisenden oder russlandinteressierten Menschen fällt aber schnell auf, dass es in fast jeder alten russischen Stadt einen Kreml gibt. Eigentlich sind sie einfach so etwas wie eine Stadtfestung oder Stadtburg.

Der Ursprung des Worts selbst ist unklar, es könnte vom griechischen Wort kremnos für ein steiles Ufer stammen. Die Bedeutung könnte aber auch damit zusammenhängen, dass die Festungsmauern ursprünglich aus Baumstämmen gemacht waren, früher bedeutete Kreml auch besonders dichter Wald.

Kreml sind die Zentren alter russischer Städte, die durch Mauern und Befestigungsanlagen geschützt waren. Innerhalb der Mauern befanden sich die wichtigsten Gebäude der Stadt wie zum Beispiel Verwaltungsgebäude und Kirchen, aber auch Munitionslager oder Werkstätten. Die noch erhaltenen Kreml stammen teilweise aus dem 15. Jahrhundert und dienen heute meist als Museum.

Der Moskauer Kreml

Der bekannteste und auch einer der ältesten Kreml ist natürlich der in Moskau. Befestigte Anlagen an dem Ort, an dem er heute steht, gab es vermutlich bereits im 12. Jahrhundert.

Viele Jahrhunderte bestanden die Anlagen aus Holz, daher sind sie in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr erhalten und wurden mehrmals von Feinden niedergebrannt, denn der Moskauer Kreml war bereits im Mittelalter ein wichtiges Machtzentrum. Im 14. Jahrhundert wurde die Bauweise geändert, er wurde unter Fürst Iwan Kalita neu aufgebaut und erhielt so schon fast seine heutige Struktur und als Feuerschutz mit Ton verkleidete Holzmauern, die dann bald nach dem Tod des Fürsten und nachdem sie bei einem Großfeuer doch niedergebrannt waren durch weiße Kalksteinmauern ersetzt wurden.

Ende des 15. Jahrhunderts, unter Fürst Iwan III., nahm der Moskauer Kreml dann die Gestalt an, die wir heute kennen. Die Mauern waren jedoch noch bis ins 19. Jahrhundert weiß angestrichen.

Besonders interessant sind natürlich die Gebäude innerhalb der Mauern.

Die Verwaltungsgebäude, die heute genutzt werden, sind recht neu, der staatliche Palast zum Beispiel wurde 1960 erst erbaut. Der Senatspalast sowie der große Palast stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Das älteste und auch eines der bekanntesten Gebäude ist die Mariä-Entschlafens-Kathedrale oder Uspenskij Sobor, sie wurde bereits im 15. Jahrhundert erbaut. Aus dieser Zeit stammt auch der Facettenpalast, das älteste profane Gebäude Moskaus.

Der große Glockenturm Iwan der Große wurde dann zu Beginn des 16. Jahrhunderts erbaut.

Dies ist jedoch nur eine kleine Auswahl der Sehenswürdigkeiten des Kremls. Für einen interessierten Besucher reicht ein Tag fast nicht aus um die vielen Kirchen und Paläste mit ihren wunderschönen Sälen zu besichtigen.

Und in anderen Städten?

Natürlich sind auch die Kreml anderer alter russischer Städte sehenswert. Der in Weliki Nowgorod, der oft auch Detinez genannt wird, ist eine Rundburg aus roten Ziegeln und Kalkstein. Auch er beinhaltet mehrere Kirchen und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Sehr bekannt ist ebenfalls der Kreml von Pskow, der weiße Mauern hat und vermutlich noch älter als der Moskauer Kreml ist.

Ikonen: Viel mehr als Heiligenbildchen

Eine Ikone, wie man sie zuhause in der krasnyj ugol (schönen Ecke) aufgestellt hat

Ikonen sind aus der orthodoxen Kirche nicht wegzudenken und eines der wichtigsten russischen Kulturgüter überhaupt. Auf ihnen sind Heilige, die Jungfrau Maria mit dem Kind, die Dreifaltigkeit, Jesus Christus oder ganze Geschichten aus der Bibel als Bildergeschichten abgebildet.

Was sind Ikonen?

In den meisten Fällen bestehen Ikonen aus mit Eitemperafarben bemaltem Lindenholz. Die Figuren sind immer beschriftet (meist in Altkirchenslawisch), damit der Bezug zu dem jeweiligen Heiligen nicht verloren gehen kann. Ikonen werden in der Orthodoxie verehrt. Sie stellen eine Art Fenster oder Brücke zu dem Glaubensinhalt dar, der abgebildet ist und auf den man sich in seiner Verehrung bezieht. Die Verehrung sieht dabei so aus, dass man sich vor der Ikone bekreuzigt, verneigt und sie küsst. Oft zündet man neben ihr auch Kerzen an.

Neben den großen, historischen oder modernen Ikonen, die man auf den Ikonostasen in den Kirchen finden kann, gibt es auch kleine Ikonen, die jeder kaufen und mit nach hause nehmen kann. In alten russischen Häusern war eine Ecke, die sogenannte „schöne Ecke“ (krasnyj ugol), den Ikonen und damit der Verehrung der Heiligen vorbehalten. Diese Tradition pflegen gläubigen orthodoxen Christen auch heute noch. Meist wählt man die „schöne Ecke“ so, dass man während des Gebets nach Osten blickt.

Die Geschichte

Eine besonders wichtige Rolle in der Orthodoxie spielen natürlich die historischen Ikonen. Die ältesten von ihnen brachte Fürst Wladimir 1., der die Orthodoxie in der Kiewer Rus 988 einführte, aus Byzanz mit. Auch später noch importierte man Ikonen, eine der wichtigsten davon ist die Ikone der Gottesmutter von Wladimir. Sie wurde 1155 in die Stadt Wladimir gebracht, später wurde sie in der Uspenskij-Kathedrale in Moskau ausgestellt. Um sie ranken sich zahlreiche Legenden, heutzutage ist sie russisches Nationalheiligtum und man kann sie in der Museumskirche der Tretjakow-Galerie in Moskau besichtigen.

Die Ikonenmalerei in Russland selbst begann im 12. Jahrhundert in Weliki Nowgorod, auch in Jaroslawl gab es bedeutende Schulen. Vor allen Dingen jedoch sind drei Dörfer, in denen es Ikonenmalereischulen der Altgläubigen gab, wichtige Zentren der russischen Ikonenkunst: Palech, Mstjora und Cholui.

Der wichtigste Ikonenmaler Russlands war Andrej Rubljow. Er lebte von ca. 1360 bis 1430 in Moskau und prägte vor allen Dingen die Darstellung der Dreifaltigkeit auf den russischen Ikonen. Seine bekannteste Dreifaltigkeitsikone ist heute ebenfalls in der Tretjakow-Galerie ausgestellt.

Der Baikal: Einzigartiger Naturraum in Russland

Der Baikal

Der Baikal in Sibirien zählt zum UNESCO-Weltnaturerbe. Was jedoch macht ihn so besonders?

Der See

Der Baikalsee hat mehrere Rekorde inne. Er ist mit 1642 m. der tiefste und mit einem Alter von 25.000 Jahren auch der älteste Süßwassersee der Erde. Noch dazu beinhaltet er über 23.000 m³ Wasser, was ein Fünftel der Süßwasserreserven der Welt ausmacht. Auch seine Insel- und Halbinsellandschaft ist sehenswert. Wie viele Inseln und Inselchen es genau sind, ist nicht geklärt. Aber es gibt 22 größere Inseln, von denen Olchon am Westufer die größte ist.

Der Name „Baikal“ kommt aus der Burjatischen Sprache, wo der See „Bajgal Nuur“ heißt, was soviel bedeutet wie „reicher See“. Die Burjaten sind ein mongolischer Volksstamm, der ursprünglich in diesem Gebiet gesiedelt hat. Die heutige Republik Burjatien liegt im Südwesten des Sees.

Der Baikal als Reiseziel

Der Baikal ist ein lohnendes Ziel für Touristen, gerade was Umwelttourismus angeht. Die Natur am Baikal ist einmalig, so gibt es dort einige Naturparks und immer wieder Umweltschutzprojekte. Das Wasser ist glasklar und zeichnet sich durch eine sehr gute Wasserqualität aus.

Man sollte wissen, dass die riesige Wassermasse im See auch das Klima beeinflusst. Im Winter ist es dort etwa 10°C wärmer, im Sommer um 10°C kühler als im Umland. Wer angenehmes Badeklima möchte, sollte den Baikal unbedingt im Juli oder August besuchen, die dort die wärmsten Monate sind.

Schutz des Ökosystems

Man muss auch erwähnen, dass die Infrastruktur am Baikal noch immer schlecht entwickelt ist und es dort auch Umweltprobleme gibt. Zwar ist der Baikal alles andere als von Touristen überlaufen, doch das Ökosystem rund um den See ist bedroht. Der Müll, den die Touristen hinterlassen, kann wegen der mangelnden Infrastruktur nur schwer entfernt werden. Die Industrie (vor allen Dingen das Papier- und Zellulosewerk am Südufer) verschmutzt das Wasser. Auch werden an den Zuflüssen mehr und mehr Staudämme gebaut. Gemeinsam mit den geringen Niederschlägen hat dies gerade in den letzten Jahren zu einem gefährlich niedrigen Wasserstand geführt.

Es gibt allerdings auch zahlreiche Initiativen, das Ökosystem rund um den See zu schützen, denn es ist einzigartig und absolut schützenswert. Dadurch, dass der See so alt ist, haben sich dort viele Tier- und Pflanzenarten entwickelt, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt. Zu ihnen zählen zum Beispiel die einzige ausschließlich in Süßwasser lebende Robbenart, die Baikalrobbe, sowie die Fischarten Omul und Golumjanka. Wobei die Golumjanka von allen Süßwasserfischen in den größten Wassertiefen lebt. Alles in Allem leben am Baikal ungefähr 1500 solcher endemischer Tierarten.

(Foto: Bild von jacqueline macou auf Pixabay)

Die Basiliuskathedrale

Die Basiliuskathedrale

Wie kein anderes Bauwerk ist sie zum Symbol für Moskau und Russland selbst geworden: die Basiliuskathedrale. Sie befindet sich direkt neben dem Kreml am Roten Platz, ist sicherlich eines der beliebtesten Fotomotive in Moskau und gehört zum UNESCO-Welterbe.

Eigentlich heißt sie aber gar nicht Basiliuskathedrale. Offiziell heißt sie Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale am Graben.

Geschichte der Basiliuskathedrale

Ursprünglich stand dort, wo die Basiliuskathedrale jetzt steht, die aus Holz gebaute Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit. Sie wurde 1552 im Auftrag Iwan des Schrecklichen als Denkmal für den Sieg der russischen Armee über die Tataren in Kasan errichtet. Da dieser Sieg über die Tataren eben am Tag des Orthodoxen Festes Mariä Schutz und Fürbitte stattfand, wurde die 1558 erbaute, steinerne Kathedrale offiziell nach diesem Feiertag benannt. Basiliuskathedrale nennt man sie im Volksmund, weil sie über dem Grab Basilius des Seligen errichtet wurde.

Der Architekt der Kathedrale war vermutlich Postnik Jakowlew aus Pskow. Ob noch ein weiterer Architekt namens Barma daran beteiligt war oder ob dies gar nur der Spitzname von Postnik Jakowlew war, ist ungeklärt.

Architektur und Baustil

Was den Architekturstil der Kathedrale betrifft, so vereinigt sie sowohl russische als auch europäische Elemente in sich. Im Ganzen besteht sie aus neun Kirchen, von denen jede eine eigene Kuppel hat. Im Zentrum befindet sich die eigentliche Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche mit der goldenen Kuppel. Quadratisch um sie herum sind acht weitere Kirchen angeordnet, die für die acht wichtigsten Schlachten um Kasan stehen.

Die Kathedrale besteht aus zwei Etagen. In der unteren liegt das Grab von Basilius dem Seligen und die Basiliuskapelle darüber. In der oberen Etage befinden sich die neun Kirchen mit ihren Kuppeln.

Natürlich wurde die Kirche, die im Unterschied zu den meisten anderen orthodoxen Kirchen nicht weiß bemalt ist, über die Jahrhunderte mehrmals renoviert und verändert. Denn zu Beginn war sie weiß bemalt und alle Kuppeln waren golden, wie bei den meisten orthodoxen Kirchen.

Als Reiseziel:

Ein Tipp für besondere Fotos der Kathedrale: Sie steht schräg zum roten Platz und sieht daher auf den meisten Fotos, die den Blick vom Roten Platz aus einfangen, asymmetrisch und chaotisch aus. Dies ist zwar auch der bekannteste Blickwinkel auf die Kathedrale, wenn man sie jedoch von Westen, mit der Kremlmauer im Rücken, fotografiert, kommt ihre Symmetrie erst heraus.

Gottesdienste finden in der Basiliuskathedrale übrigens nicht statt, sie ist Teil des Staatlichen Museums für Geschichte und man kann sie besichtigen.

Der berühmteste russische Zar und die deutsche Sprache

Foto: Pixabay

Der berühmteste russische Zar und gleichzeitig erste Kaiser des russischen Reiches war natürlich Peter der Große. Er hieß mit vollem Namen Pjotr Alexejewitsch Romanow, kam am 30. 6. 1672 im Moskauer Kreml zur Welt und starb am 28. 1. 1725 in Sankt Petersburg.

Bekannt wurde Peter der Große vor allem durch seine Politik der Reformen und Neuerungen. Er unterstützte das Unternehmertum und reformierte Militär und Schulwesen. Er führte Senat und Kollegien in der Staatsverwaltung ein, gründete staatliche Schulen und brachte die Russische Akademie der Wissenschaften auf den Weg. Vor allen Dingen war ihm wichtig, Russland nach Europa zu öffnen, von den Europäern zu lernen und auch das Leben in Russland dem europäischen Lebensstil anzunähern.

Eine der wichtigsten Leistungen Peters des Großen, die wir noch heute vor Augen haben, ist natürlich die Gründung St. Petersburgs, das von 1712 bis 1918 die russische Hauptstadt war.

Gerade die Sprachförderung war für Peter den Großen wichtig, er wollte die Literatursprache vorantreiben und den Fremdsprachenunterricht fördern.

Doch welchen Bezug hatte Peter der Große zur deutschen Sprache?

Er war ein großer Freund Deutschlands und der deutschen Handwerkskunst. Es gab bereits während Peters Jugend deutsche Handwerker, Ärzte und Angehörige weiterer Berufsgruppen in einer speziellen Siedlung bei Moskau, der Nemjezkaja sloboda. Deutsche heißen auf Russisch noch heute „nemzy“ und die deutsche Sprache „nemjezki“. Diese Bezeichnung kommt vom russischen Wort für „Stumm“. In diesen Siedlungen lebten nicht nur Deutsche, sondern auch Angehörige anderer Nationalitäten, die die russische Sprache nicht beherrschten. Daher wurden sie von der Bevölkerung nur „die Stummen“ genannt. Und diese Bezeichnung ist eben bis heute an den Deutschen haften geblieben.

Peter der Große war jedenfalls als Jugendlicher so begeistert vom Können und Wissen der Deutschen, dass er sich gern mit ihnen umgab und von ihnen lernte, unter Anderem auch die deutsche Sprache. Er nahm sogar inkognito an der Großen Gesandtschaft, die aus ihm und drei Botschaftern bestand, teil und reiste unter anderem nach Deutschland und Holland, um dort den Schiffsbau zu erlernen.

Dieses Interesse des Zaren an Deutschland und der deutschen Sprache ist natürlich nicht spurlos an der russischen Sprache vorübergegangen. Im 18. Jahrhundert kamen daher ungefähr 8500 deutsche Lehnworte in die russische Sprache! Vor allen Dingen waren es natürlich Begriffe für die Neuerungen in Verwaltung, Militär und Technik, die man einfach aus dem Deutschen übernahm.

Zwar haben sich viele der Entlehnungen aus der Zeit Peters des Großen nicht bis heute durchgesetzt und es kamen danach noch einige neue hinzu, doch es steckt bis heute viel Deutsches im Russischen. Das bemerkt man spätestens, wenn man beim Russlandaustausch von seiner Gastfamilie ein „Buterbrod“ angeboten bekommt und mit dem Auto am „Schlagbaum“ anhalten muss, wenn man zum Friseur geht, der „Parikmacher“ (Perückenmacher) heißt oder es zu Sylvester „Feierwerk“ gibt.

Eulen nach Athen tragen. Oder: Mit seinem Samowar nach Tula fahren.

Nach den Matrjoschkas ist der Samowar sozusagen das zweitbeliebteste russische Souvenir, und niemand kann sich eine traditionelle russische Teerunde ohne Samowar vorstellen. Das Wort Samowar setzt sich aus den beiden russischen Worten samo (selbst) und warit (kocht) zusammen, wörtlich übersetzt ist der Samowar also ein „Selbst-Kocher“.

Sprichwörtlich für die traditionelle russische Teemaschine steht die Stadt Tula. Statt „Eulen nach Athen tragen“ sagt man auf russisch: Mit seinem Samowar nach Tula fahren (ездить в Тулу со своим самоваром). In Tula wurden wohl im Jahre 1778 die ersten Samoware Russlands hergestellt, und zwar von den Brüdern Iwan und Nasar Lisizyn. Das Geschäft florierte, und schon wenige Jahre darauf eröffneten in Tula immer mehr Samowar-Werkstätten, berühmt sind unter Anderem die Fabriken von Morosow und Popow. Tula ist daher bis heute die Hauptstadt der Samoware. Im dortigen Samowar-Museum kann man besonders ausgefallene und wertvolle Exemplare bestaunen.

Ursprünglich beheizte man Samoware mit Holzkohle oder Petroleum, heutzutage gibt es fast nur noch elektrische Modelle. Mit dem entsprechenden Brennstoff oder Heizelement wird im Kessel des Samowar Wasser erhitzt, das man mit Hilfe eines Hahns ablassen und dazu nutzen kann, Tee zuzubereiten. Dazu setzt man eine Kanne mit sehr starkem, konzentriertem Schwarztee, der als Grundlage dient, auf den Samowar. Dieses „Teekonzentrat“ wird dann mit dem heißen Wasser aus dem Kessel vermischt und getrunken. So kann bei einer echt russischen Teerunde jeder den Tee in genau der Stärke mischen, die er bevorzugt.

Der russische „Dichterfürst“

Der berühmteste und einflussreichste russische Schriftsteller ist ohne Zweifel Alexander Sergejewitsch Puschkin (26. 6. 1799-29. 1. 1837). Er hat die russische Sprache nachhaltig geprägt, gerade die Umgangssprache. Viele spätere russische Schriftsteller orientierten sich an Puschkin. Der Beginn des 19. Jahrhunderts wird deshalb auch als das Goldene Zeitalter der russischen Literatur bezeichnet.

Herkunft und Jugend

Puschkin war der Sohn eines Gardeoffiziers, Sergei Lwowowitsch Puschkin, und Nadeschda Ossipownas. Väterlicherseits stammte er somit aus einem alten russischen Adelsgeschlecht, und mütterlicherseits von Hannibal, einem Afrikanischen Sklaven, der Peter dem Großen geschenkt worden war, ab. Puschkin war gerade auf seinen afrikanischen Urgroßvater sehr stolz und ehrte ihn mit der Novelle „Der Mohr des Zaren“.

Seine Schulbildung erhielt der junge Puschkin im Lyzeum Zarskoe Selo, das mittlerweile nach ihm benannt ist. Er interessierte sich bereits als Jugendlicher für Literatur und schrieb bereits während seiner Zeit im Lyzeum, das er im Alter von 17 Jahren abschloss, Gedichte.

Versetzung in den Kaukasus und Exil

Puschkin war ein lebhafter, lebenslustiger junger Mann mit einem ausgeprägten Widerstandsgeist und dem Drang, gegen Altes und Angestaubtes anzukämpfen. Mit Autoritäten tat er sich recht schwer, und so fiel er denn auch bei seiner ersten Anstellung als Kollegiensekretär am Petersburger Kollegium für Auswärtige Angelegenheiten durch Spottgedichte negativ auf und entging nur knapp der Verbannung nach Sibirien. Stattdessen wurde er in den Kaukasus versetzt, der ihm zusätzliche Inspiration bot. Er sagte selbst, dass die Wiege seines Eugen Onegin (der Hauptfigur des gleichnamigen Romans in Versen) im Kaukasus stünde.

Schon bald wurde er aus dem Staatsdienst entlassen und lebte eine Zeitlang im Exil auf dem Gut Michailowskoe bei Pskow, das seinen Eltern gehörte. Erst nachdem der Zar Alexander der 1. gestorben war und nach einer Audienz bei dessen Nachfolger Nikolaus 1. durfte Puschkin wieder in St. Petersburg leben und arbeiten, seine Werke wurden allerdings aufmerksam kontrolliert und unterlagen einer strengen Zensur. Dies lag unter anderem daran, dass Puschkin der Dekabristenbewegung nahestand, auch wenn er selbst nicht dazugehörte.

1831 kam es zur Hochzeit mit Natalja Gontscharowna, mit der Puschkin auch vier Kinder hatte. Das Paar nahm am Leben am Zarenhof teil.

Puschkins Ende

Leider wurde zum Problem, dass der französische Gardeoffizier Georges d’Anthes recht eindeutig in der Öffentlichkeit um Natalja Gontscharowna warb und bald Gerüchte aufkamen, Natalja würde Puschkin betrügen. Dafür gab es für Puschkin nur einen Ausweg: Er musste d’Anthes zum Duell herausfordern. Puschkin hatte bereits einige Duelle bestritten, zu dieser Zeit waren sie in Russland zwar verboten, aber dennoch ein recht häufig angewandtes Mittel, um seine Ehre zu verteidigen. Selbstverständlich mussten Duelle aber heimlich stattfinden.

In diesem Duell mit d’Anthes allerdings wurde Puschkin schwer verwundet und starb einen Tag darauf unter großen Schmerzen an einem Bauchschuss.

Puschkins Gedichte jedoch sind, genauso wie seine Dramen, Novellen und Märchen, unvergessen.

Eine kleine Auswahl Puschkins berühmtester Werke:

Gedichte:

Der eherne Reiter

Exegi Monumentum

An***

Ich liebte Sie

Romane in Versen:

Eugen Onegin

Märchen:

Das Märchen vom Zaren Saltan

Das Märchen vom goldenen Hahn

Das Märchen von der toten Prinzessin und den sieben Recken

Dramen:

Die „Kleinen Tragödien“

  • Mozart und Salieri
  • Der Steinerne Gast
  • Das Gelage während der Pest
  • Der Geizige Ritter

Boris Godunow

Erzählungen:

Die Geschichten des verstorbenen Ivan Petrowitsch Belkin

Pique Dame

Matrjoschkas

Natürlich muss der erste Post zur russischen Kultur auf meiner Seite einer über Matrjoschkas sein. Matrjoschkas sind für alle Touristen das russische Souvenir überhaupt und jeder assoziiert Russland mit den bunten Steckpuppen aus Holz.

Die zusammensteckbaren Puppen gibt es bereits seit den 1890-er Jahren. Der Künstler Sergei Maljutin entwickelte sie wohl gemeinsam mit dem Drechsler Wasili Swjosdotschkin für eine Moskauer Werkstatt, die Lernspielzeug für Kinder herstellte. Das Vorbild für diese Art Puppen war vermutlich eine japanische Schachtelpuppe, die einen japanischen Gelehrten darstellte und bereits aus mehreren ineinander gesteckten Holzpuppen bestand.

Der Name Matrjoschka wurde wohl gewählt, weil Matrjona (Matrjoscha) Ende des 19. Jahrhunderts ein sehr beliebter Frauenname in Russland war. Außerdem ist Matrjona und damit auch Matrjoscha oder Matrjoschka eine Verniedlichungsform des russischen Worts für Mutter – mat‘. Die erste Matrjoschka stellte eine Bäuerin im traditionellen russischen Kleid und Kopftuch mit einer schwarzen Katze auf dem Schoß dar und bestand aus acht Puppen. Heute gibt es die gedrechselten Holzpuppen jedoch in jeder Form und Größe, sie können 3, 4, 7, oder mehr Puppen beinhalten und nicht selten sind auf ihnen auch Politiker abgebildet.